Ein Netz mit vielen Strecken
Haiger verfügt über ein weit verzweigtes Radwegenetz, das in den vergangenen Jahren stetig erweitert wurde. Rund 120 Kilometer an Wegen verbinden die Kernstadt mit den 13 Ortsteilen – von den flachen Talstrecken im Dill- und Roßbachtal bis zu anspruchsvolleren Routen über Kalteiche, Sechshelden und Steinbach. Diese Vielfalt macht das Radfahren in Haiger sowohl für den Alltag als auch für die Freizeit interessant.
Das Netz bietet insgesamt gute Voraussetzungen, zeigt jedoch deutliche Unterschiede bei Qualität und Sicherheit. Einige Abschnitte wurden modernisiert, andere sind unübersichtlich oder unzureichend ausgeschildert. Gerade an den Übergängen zwischen Ortslagen und Landstraßen treten regelmäßig Schwachstellen auf, die von Radfahrern als problematisch wahrgenommen werden.
Die wichtigsten Routen
Die Dilltalroute ist die zentrale Nord-Süd-Verbindung zwischen der Kernstadt, Fellerdilln, Dillbrecht und Offdilln. Sie verläuft überwiegend asphaltiert entlang alter Bahntrassen und Wirtschaftswege, jedoch stellenweise eng und ohne Markierung. Besonders an Kreuzungen und Zufahrten ist die Wegführung nicht immer eindeutig, was im Berufsverkehr zu Unsicherheiten führt.
Die Roßbachtalroute verbindet Offdilln und Weidelbach. Der 2023 fertiggestellte Ausbau hat hier erstmals eine durchgehende Verbindung geschaffen. Dieser Abschnitt wird stark genutzt, weist aber an mehreren Abzweigungen und Kreuzungen eine unklare oder fehlende Beschilderung auf. Manche Wegweiser stehen versetzt oder sind verdeckt – ein Punkt, der auch in Bürgerforen wiederholt kritisiert wurde.
Die Verbindung Haiger – Rodenbach spielt für den Alltagsradverkehr eine zentrale Rolle. Teilabschnitte verlaufen jedoch über schmale Fahrbahnen ohne bauliche Trennung zum Autoverkehr. Besonders an der Bahnlinie und an Einmündungen mit eingeschränkter Sicht kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen.
Die Höhenrouten über Kalteiche und Sechshelden ergänzen das Netz um sportlich geprägte Strecken. Sie erschließen die höher gelegenen Ortsteile und Waldgebiete, sind landschaftlich reizvoll, aber teilweise steil und unbefestigt.
Ein markantes Element ist der Rabenscheider Tunnel, rund einen Kilometer lang und beleuchtet. Er ist fester Bestandteil einer beliebten Route, wird jedoch in den Wintermonaten regelmäßig geschlossen. Umleitungen sind vorhanden, aber nur teilweise beschildert.
Zustand, Beschilderung und Sicherheit
Der technische Zustand der Wege ist unterschiedlich. In den Tälern sind viele Abschnitte asphaltiert und in gutem Zustand, während in den Höhenlagen Schotter- und Naturwege dominieren. Nach Regenfällen kommt es dort häufig zu Verschmutzungen und Ausspülungen.
Ein immer wieder genanntes Problem ist die uneinheitliche Beschilderung. Unterschiedliche Systeme aus verschiedenen Jahren, verdeckte oder fehlende Wegweiser und unklare Zielangaben erschweren die Orientierung. Nördlich der Kernstadt wird von Radfahrern sogar von einem „verschenkten Radweg“ gesprochen – ein Abschnitt, der baulich vorhanden ist, aber mangels Beschilderung kaum genutzt wird.
Auch die Sicherheitslage ist nicht überall zufriedenstellend. In den Talbereichen bestehen getrennte Wegeführungen, doch in den Ortslagen und Zufahrtsbereichen müssen sich Radfahrer häufig die Fahrbahn mit dem motorisierten Verkehr teilen. Engstellen, parkende Fahrzeuge und unübersichtliche Einmündungen – etwa im Bereich Rodenbach oder an der Dilltalroute bei Fellerdilln – sorgen für Unsicherheit.
Hinzu kommt, dass an einigen Kreuzungen Ampelanlagen oder Querungshilfen fehlen. Bei Ausfällen oder Baustellen sind Radfahrende oft gezwungen, auf stark befahrene Straßen auszuweichen. Diese Punkte wurden auch im Bürgerdialog „Haiger 2030“ und im Radverkehrskonzept der Stadt wiederholt aufgegriffen.
Fazit
Das Radwegenetz in Haiger bietet eine solide Grundlage mit vielen funktionierenden und landschaftlich reizvollen Verbindungen. Es verbindet die Ortsteile miteinander, schafft Möglichkeiten für Alltag und Freizeit und wird zunehmend genutzt.
Gleichzeitig zeigt sich ein deutliches Gefälle zwischen gut ausgebauten Strecken und Bereichen mit erkennbaren Schwachstellen. Uneinheitliche Beschilderung, unklare Wegführungen und Sicherheitsrisiken an Übergängen prägen den Gesamteindruck.
Wer regelmäßig in Haiger mit dem Rad unterwegs ist, kennt die Abschnitte, die reibungslos funktionieren – und die Stellen, an denen man langsamer wird, weil Orientierung oder Sicherheit fehlen. Genau dort entscheidet sich, wie fahrradfreundlich eine Stadt wirklich ist. Haiger hat das Potenzial, auch in diesem Bereich stärker zusammenzuwachsen – mit klaren Wegen, verlässlicher Führung und einem Netz, das überall gleich sicher befahrbar ist.