Haiger steht wie viele Städte vor großen finanziellen Herausforderungen. Steigende Kosten, geringere Einnahmen und neue Aufgaben machen deutlich, dass eine solide und vorausschauende Finanzpolitik wichtiger ist denn je.
Ein ehrlicher Blick auf die Zahlen zeigt, wo wir stehen – und warum Verantwortung, Transparenz und Verlässlichkeit jetzt entscheidend sind.
Weniger Einnahmen, mehr Aufgaben
Die wichtigste Einnahmequelle unserer Stadt ist die Gewerbesteuer. In den vergangenen Jahren hat sie sich aufgrund geänderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen deutlich verändert:
Während im ursprünglichen Haushaltsplan für 2025 noch 33,8 Millionen Euro eingeplant waren, musste der Ansatz im Nachtrag auf 27 Millionen Euro reduziert werden – ein Rückgang um rund 6,8 Millionen Euro.
Auch bei der Einkommensteuerbeteiligung und den Zuweisungen des Landes ist die Entwicklung nicht absehbar. Gleichzeitig steigen die Ausgaben – etwa durch höhere Energiepreise, gestiegene Baukosten und Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst.
Diese Kombination sorgt dafür, dass Haiger – wie viele andere Kommunen – nur noch begrenzten finanziellen Spielraum hat.
Klar ist: Wenn sich die Einnahmesituation nicht verbessert, werden die Steuerhebesätze voraussichtlich angepasst werden müssen, um die Handlungsfähigkeit der Stadt zu sichern. Eine solche Entscheidung muss sorgfältig abgewogen und offen erklärt werden.
Haushalt mit Augenmaß – inklusive geplanter Steueranpassungen
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen versucht die Stadt, notwendige Projekte weiter umzusetzen, ohne die finanzielle Stabilität aus dem Blick zu verlieren.
Aktuell (Haushaltsjahr 2025) liegen die Hebesätze bei
- 155 % für die Grundsteuer A,
- 255 % für die Grundsteuer B,
- 355 % für die Gewerbesteuer.
Diese Werte gelten für das Haushaltsjahr 2025 auf Basis der beschlossenen Hebesatzsatzung.
Im Entwurf des Haushaltsplans 2026 sind nun deutlich höhere Hebesätze vorgesehen:
- Grundsteuer A: Anhebung von 155 % auf 350 %,
- Grundsteuer B: Anhebung von 255 % auf 350 %,
- Gewerbesteuer: Anhebung von 355 % auf 410 %.
Diese Schritte werden in Erwägung gezogen, um das prognostizierte Defizit von über 5 Millionen Euro im Ergebnishaushalt zu verringern und die finanzielle Handlungsfähigkeit zu erhalten.
Wichtig ist:
- Es handelt sich um Vorschläge im Haushaltsentwurf 2026, die noch von der Stadtverordnetenversammlung beraten und beschlossen werden müssen.
- Eine solche Erhöhung trifft Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen spürbar – sie muss deshalb transparent, verständlich und ehrlich begründet werden.
Ziel muss bleiben, wichtige Aufgaben weiter finanzieren zu können, ohne Familien, Eigentümer und Betriebe dauerhaft zu überlasten. Steuererhöhungen dürfen kein Selbstzweck sein, sondern müssen mit einem klaren Konsolidierungskurs verbunden werden.
Verlässlichkeit und Transparenz
Die aktuelle Lage verlangt, dass Mittel gezielt eingesetzt werden – dort, wo sie wirklich gebraucht werden: für funktionierende Infrastruktur, sichere Straßen, gute Kinderbetreuung und lebendige Ortsteile.
Auch laufende Großprojekte wie die Sanierung der Stadthalle, der Ausbau der Kinderbetreuung, die Modernisierung der Kläranlage oder Maßnahmen zur Energieeffizienz und Digitalisierung müssen mit Augenmaß weitergeführt werden.
Sie sind wichtig für die Entwicklung der Stadt, erfordern aber eine klare Prioritätensetzung und solide Finanzierung.
Wer Entscheidungen erklärt und nachvollziehbar macht, schafft Vertrauen – und genau das braucht unsere Stadt in dieser Phase.
Ein Blick nach vorn
Die Finanzlage zeigt, dass Haiger in den kommenden Jahren umsichtig wirtschaften muss. Wichtig ist, die laufenden Verpflichtungen zu erfüllen, notwendige Investitionen sorgfältig zu planen und dabei ehrlich mit den Menschen umzugehen, was finanziell möglich ist und was nicht.
Haiger verfügt über eine stabile Basis und über Menschen, die Verantwortung übernehmen und an die Zukunft ihrer Stadt glauben.
Mit klarer Prioritätensetzung, ehrlicher Kommunikation und verantwortungsvollem Handeln kann es gelingen, die finanziellen Stabilität zu sichern – und Haiger auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten handlungsfähig zu halten.